Geschichte

Der Anfang der Sozialpsychologie

Es ist gar nicht so einfach einen offiziellen Anfang der Sozialpsychologie zu bestimmen. Die Frage ist, ob man die erste Studie oder die ersten Veröffentlichungen von Lehrbüchern heranzieht.

  • 1898 Norman Triplett - Der Fan von Fahrradrennen

    Man könnte die Studie von Norman Triplett (1898) nutzen. Triplett faszinierte, dass Fahrrad-Rennfahrer anscheinen in einem Wettkampf gegen andere schneller fahren, als wenn sie alleine gegen die Uhr fahren. Um das Phänomen zu untersuchen ließ er kleine Jungen und Mädchen eine Angelschnur so schnell wie möglich aufrollen. Diese Aufgabe mussten sie entweder in Paaren oder alleine ausführen. Die Mehrheit der Kinder waren in einem Wettbewerb mit einem Partner schneller. Das Experiment wird später als Beleg für den Effekt der "sozialen Erleichterung" aufgeführt.

    (Jonas, Stroebe, Hewstone; Sozialpsychologie, 2007, S. 14)

  • 1913 Max Ringelmann - Der Agraringenieur

    Max Ringelmann machte Untersuchungen über die maximale Leistung von Arbeitern, die unter unterschiedlichen Bedingungen Lasten ziehen mussten. Er fand erste Hinweise auf ein Nachlassen der Produktivität in Gruppen, ein Phänomen, das später als "soziales Faulenzen" bezeichnet wurde.

    (Jonas, Stroebe, Hewstone; Sozialpsychologie, 2007, S. 15)

  • 1924 Floyd Allport - Der erste Verfasser eines Lehrbuchs

    Als erstes veröffentlich Floyd Allport ein Lehrbuch und identifiziert die verschiedenen Forschungen als neues Fachgebiet. Er definierte, dass "die Sozialpsychologie Teil der Psychologie des Individuums ist, dessen Verhalten sie in Beziehung auf den Sektor der Umwelt untersucht, der sich aus seinen Mitmenschen zusammensetzt".

    (Jonas, Stroebe, Hewstone; Sozialpsychologie, 2007, S. 15)

Die frühen Jahre der Sozailpsychologie

Nach der Veröffentlichung des ersten Lehrbuchs von Floyd Henry Allport blieb zunächst der exponentielle Wachstum der sozialpsychologischen Forschung aus. Dennoch gab es ein paar Veröffentlichungen.

  • 1928 Thurstone

    Beschreibt die erste psychometrisch fundierte Methode für die Messung von Einstellungen.

  • 1935 Carl Murchison - Handbook of Social Psychology

    In diesem Buch gibt es nur zwei Kapitel, die als sozialpsychologisch zu bezeichnen wären; das Einstellungskapitel von Gordon Allport sowie das Kapitel von Dashiell über Studien zur sozialen Erleichterung und Hemmung.

  • 1936 Sherif

    Die Studie wurde zum Klassiker, weil er ein experimentelles Paradigma entwarf, das es ihm erlaubte, die Entwicklung von Gruppennormen in einer Laborsituation zu untersuchen.

    Die Versuchsteilnehmer*innen wurden in einem abgedunkelten Raum wiederholt mit einer stationären Lichtquelle konfrontiert. Die Teilnehmer nahmen die Lichtquelle als etwas wahr, was sich bewegt (autokinetischer Effekt). Sie gaben relativ stabile Schätzungen über die Bewegung ab. Personen, die stark unterschiedliche individuelle Schätzungen entwickelt hatten wurden in eine Gruppensituation versetzt. Dadurch konnte Sherif demonstrieren, dass Individuen in Gruppen eine gemeinsame und stabile Gruppennorm entwickeln, die sie sogar aufrechterhalten, wenn sie ihre Schätzung wieder in Individualsituationen abgeben.

  • 1943 Newcomb

    Eine geniale Langzeitstudie. Er schildert anschaulich, wie sich die politische Einstellungen von Studentinnen, im Laufe der Zeit von konservativ in Richtung auf liberale Einstellungen ändern, wie sie auf diesem Campus vorherrschend waren. Die Studie zeigt auf, wie individuelle Meinungen und Einstellungen durch den Gruppenkontext geformt werden können. Die Studentinnen wurden über 50 Jahre hinweg immer wieder nachuntersucht. Dies erlaubte es den Forschern, die Stabilität der Einstellungsänderungen über die Lebenszeit hinweg nachzuweisen (Alwin, Cohn & Newcomb, 1991).

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